Überstimulation bedeutet, dass infolge der Hormonstimulation wider Erwarten viel zu viele Eibläschen gewachsen sind. Dazu kommt es bei etwa 2 % der IVF-/ICSI-Behandlungen. Bei jungen Frauen und Frauen, deren Eibläschenreifung gestört ist (PCO-Syndrom), ist das Risiko größer.
Wir nennen dies ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS).
Wie entsteht Überstimulation?
Die Stimulation der Eierstöcke mit FSH, LH und hCG soll das Wachstum und die Reifung mehrerer Eibläschen oder Follikel herbeiführen. Wenn die Eierstöcke jedoch sehr empfindlich gegen diese Medikamente sind, wie etwa bei Frauen mit PCO-Syndrom (polyzystisches Ovar-Syndrom), kann die Reaktion der Eierstöcke darauf zu heftig ausfallen. Es entstehen dann unbeabsichtigterweise sehr viele, kleine und mittelgroße Eibläschen, manchmal bis zu über 20 pro Eierstock. Die Eierstöcke vergrößern sich dadurch. Außerdem wird sehr viel weibliches Hormon (Östrogen) gebildet, wodurch Blutgefäße Flüssigkeit abgeben können, zum Beispiel in die Bauchhöhle. Wir bezeichnen das als ovarielles Hyperstimulationssyndrom.
OHSS tritt in milder, mäßiger und schwerer Form auf. Bei der Stimulation für IVF und ICSI liegt nahezu immer eine milde bis mäßige Hyperstimulation vor, ohne dass dadurch Gesundheitsprobleme entstehen.
Symptome der Überstimulation
Bei der schweren Form von OHSS wird der Bauch der Frau durch Flüssigkeitsansammlung dicker. Die betroffene Frau nimmt schnell einige Kilo zu und klagt über Bauchschmerzen. Die Bauchschmerzen entstehen durch die vergrößerten Eierstöcke und die Flüssigkeit im Bauch. Da Flüssigkeit in der Bauchhöhle unter anderem aus den Blutgefäßen austritt, wird das Blut dicker und zähflüssiger. Es kann zu einer Thrombose (einem Gerinnsel in einem Blutgefäß) kommen. Auch Leber- und Nierenfunktionsstörungen können auftreten, die manchmal eine Aufnahme im Krankenhaus notwendig machen. In den meisten Fällen entstehen die Symptome und Beschwerden erst nach dem Transfer und häufig, wenn es zu einer Schwangerschaft gekommen ist.
Überstimulation vorbeugen
Es ist sehr wichtig, dieser Komplikation vorzubeugen. Darum werden während der Stimulationsphase regelmäßig innere Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Trotz dieser Kontrollen kommt OHSS doch noch hin und wieder vor. Falls eine schwere Überstimulation droht (auf dem Ultraschall sind dann sehr viele kleine Follikel zu sehen und das Blut weist einen sehr hohen Östrogenwert auf), kann der behandelnde Arzt die Stimulation beenden und damit diesen Behandlungszyklus abbrechen. Wenn sich die Eierstöcke wieder regeneriert haben, kann nach mindestens zwei bis drei Monaten ein neuer Versuch unternommen werden. Wir empfehlen Ihnen, in der Zeit um die Punktion herum keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben. Bei drohender OHSS muss eine Schwangerschaft verhindert werden. Verwenden Sie bitte ein Kondom.
Verhinderung einer Schwangerschaft bei Überstimulation
Es kann vorkommen, dass der behandelnde Arzt keine Überstimulation erwartet und diese erst nach der hCG-Injektion (der Reifungsinjektion) droht. Eine Schwangerschaft entstehen zu lassen, kann dann gravierende Folgen haben. Die Eibläschen (Follikel) werden mittels einer Punktion aus dem Körper entnommen und die Laborphase der IVF- oder ICSI-Behandlung kann stattfinden. Allerdings wird in diesem Zyklus kein Transfer erfolgen. Die Embryonen werden (mit Ihrem Einverständnis) eingefroren. Sie können später nach dem Auftauen und weiterer Zellteilung für den Transfer in einem spontanen (nicht stimulierten) Zyklus verwendet werden. Wir empfehlen Ihnen, in dieser Zeit keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben. Bei drohender OHSS muss eine Schwangerschaft verhindert werden. Verwenden Sie bitte ein Kondom.
Achten Sie auf Symptome
Wie bereits erwähnt, lässt sich OHSS trotz aller Kontrollen nicht immer vermeiden, selbst dann nicht, wenn zu Beginn der Behandlung kaum Anzeichen auf eine drohende OHSS hindeuteten. Darum bitten wir Sie, täglich Ihr Gewicht zu kontrollieren und zu notieren. Bei einer Gewichtszunahme von über 1,5 kg pro Tag sollten Sie uns informieren. Wir werden Sie in diesem Fall bitten, zu einer zusätzlichen Ultraschall- und Blutuntersuchung vorbeizukommen, und Sie weitergehend beraten. Setzen Sie sich bei Verdacht auf Überstimulation (zum Beispiel bei stärker werdenden Bauchschmerzen, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen in Kombination mit schneller Gewichtszunahme, also bei Beschwerden, die Symptome von OHSS sein können) unbedingt mit Nij Geertgen in Verbindung. Nij Geertgen ist 24 Stunden am Tag an 7 Tagen die Woche unter der Telefonnummer 0049-492 36 66 34 erreichbar.