Bei der hormonellen Stimulation im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung wird die Reifung von Eizellen künstlich angeregt. In rund zwei Prozent aller IVF- und ICSI-Behandlungen wachsen jedoch mehr Eibläschen als geplant. Dies kann zu Schmerzen und gesundheitlichen Risiken führen. Medizinisch wird dies als „Ovarian Hyper Stimulation Syndrome“ (OHSS) bezeichnet. Andere Begriffe dafür sind Überstimulations- oder Hyperstimulationssyndrom. Junge Frauen unter 35 Jahren und Frauen mit einer gestörten Eireifung (PCO-Syndrom) haben ein höheres Risiko für eine Überstimulation als andere Frauen.
Was ist das Überstimulationssyndrom OHSS?
Frauen injizieren sich während der Stimulationsphase einer Kinderwunschbehandlung Hormone. Diese sollen dafür sorgen, dass in einem Zyklus nicht nur eine, sondern mehrere Eizellen heranreifen. In seltenen Fällen werden die Eierstöcke jedoch viel stärker stimuliert als beabsichtigt. Es kommt zu einer Überstimulation. Die Eierstöcke können sich vergrößern und die Beschwerden des Überstimulationssyndroms verursachen. Je nach Art der Beschwerden werden diese unterschiedlich behandelt.
Wie entsteht das Überstimulationssyndrom OHSS?
Während einer Kinderwunschbehandlung nehmen Frauen Hormone wie FSH, LH und hCG ein. Diese sollen das Wachstum und die Reifung mehrerer Eibläschen, sogenannter Follikel, anregen. Manche Frauen reagieren jedoch sehr empfindlich auf diese Hormone. Dies betrifft vor allem junge Frauen unter 35 Jahren und Frauen mit dem polyzyklischen Ovar-Syndrom (PCO-Syndrom). In seltenen Fällen reagieren die Eierstöcke dann zu heftig auf die Behandlung. Sie bilden zu viele kleine und mittelgroße Eibläschen aus. Dadurch vergrößern sich die Eierstöcke. Das kann für die betroffenen Frauen schmerzhaft sein. Außerdem produzieren die Eierstöcke mehr vom weiblichen Hormon Östrogen als sie eigentlich sollten. Eine Folge davon ist, dass die Blutgefäße Flüssigkeit abgeben können, zum Beispiel in die Bauchhöhle, die dadurch anschwillt. Die verschiedenen Symptome werden medizinisch als „Ovarian Hyper Stimulation Syndrome“ (OHSS) bezeichnet. OHSS kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Leichte Formen des OHSS müssen in der Regel nicht behandelt werden, da sie keine gesundheitlichen Probleme verursachen. Bei mäßigen und schweren Formen von OHSS können Ärztinnen und Ärzte geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen.
Welche Symptome gibt es bei einer Überstimulation?
Überstimulation ist eine Überreaktion des Körpers auf die Gabe von Hormonen. Leichte und moderate Anzeichen nach einer Überstimulation können ein Spannungsgefühl im Unterbauch, Unwohlsein oder eine leichte Übelkeit sein. Bei schweren Formen des Überstimulationssyndroms kommt es zu einer starken Vergrößerung der Eierstöcke. Dies kann bei den betroffenen Frauen zu Schmerzen führen. Die vergrößerten Eierstöcke wiederum regen eine übermäßige Produktion des Hormons Östrogen an. Dadurch wird aus den Blutgefäßen Flüssigkeit unter anderem in den Bauchraum abgegeben. Der Bauch der Frau wird durch diese Flüssigkeitsansammlung dicker, das Körpergewicht nimmt in kurzer Zeit um mehrere Kilogramm zu. Das Wachstum des Bauches kann auch zu Dehnungsschmerzen führen. Manchmal kommt es auch zu Übelkeit und Erbrechen. In seltenen Fällen kann es auch zu Atemnot kommen. Im Extremfall sind lebensgefährliche Komplikationen möglich.
Die Symptome eines OHSS können zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten. In einigen Fällen treten sie bereits während der Hormongabe in der Stimulationsphase auf. In den meisten Fällen treten die Symptome jedoch erst nach dem Transfer der befruchteten Eizelle auf, also dann, wenn die Schwangerschaft bereits begonnen hat. In diesem Fall klingen die Beschwerden nach einigen Schwangerschaftswochen wieder ab.
Auf einen Blick: Häufige Symptome des Überstimulationssyndroms
● Wachstum der Eierstöcke
● Wachstum des Bauches
● Gewichtszunahme
● Bauchschmerzen
● Übelkeit und Erbrechen
● Selten: Atemnot
Welche gesundheitlichen Folgen kann eine Überstimulation haben?
Neben den Schmerzen, die durch die Schwellung der Eierstöcke und die Flüssigkeitsabgabe in den Bauchraum verursacht werden, kann eine Überstimulation zu weiteren Komplikationen führen. Durch die Flüssigkeitsabgabe aus den Blutgefäßen wird das Blut dicker und zähflüssiger. In seltenen Fällen kann ein Gerinnsel in einem Blutgefäß, eine Thrombose, die Folge sein. Auch Leber- und Nierenfunktionsstörungen sind möglich. Diese machen manchmal einen Krankenhausaufenthalt notwendig. Kommt es nach einer Überstimulation durch Geschlechtsverkehr zu einer Schwangerschaft, ist eine Mehrlingsschwangerschaft möglich. Mehrlingsschwangerschaften können zu Komplikationen für die Schwangere und ihre Kinder führen.
Den gesundheitlichen Folgen der Überstimulation vorbeugen
Um den unerwünschten Folgen einer Überstimulation und dem Überstimulationssyndrom OHSS vorzubeugen, werden während der Stimulationsphase regelmäßig innere Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Mit diesen Informationen können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die Dosierung der Hormone besser anpassen. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen und Kontrollen kommt es hin und wieder zu OHSS. Auf dem Ultraschallbild sind dann sehr viele kleine Eibläschen zu sehen. Bei den Blutuntersuchungen stellen die Ärztinnen und Ärzte einen sehr hohen Östrogenspiegel fest. In diesem Fall können die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die Stimulation beenden und damit diesen Behandlungszyklus abbrechen. Nach ein bis zwei Monaten haben sich die Eierstöcke wieder erholt. Dann kann ein neuer Versuch unternommen werden. Wir empfehlen Ihnen, in der Zeit um die Eizellentnahme, die sogenannte Punktion, keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben. Bei drohender OHSS muss eine Schwangerschaft verhindert werden, da Mehrlingsschwangerschaften möglich sind, die für die Schwangeren und die Kinder gefährlich sein können. Bitte verwenden Sie in diesem Fall beim Geschlechtsverkehr ein Kondom.
Auf einen Blick: Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung des Überstimulationssyndroms
● Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
● Um den Zeitpunkt der Punktion, d.h. der Eizellentnahme, sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden
● Verzicht auf ungeschützten Geschlechtsverkehr bei Überstimulation
Welche Folgen hat ein Überstimulationssyndrom für meine Kinderwunschbehandlung?
Leichte Formen der Überstimulation müssen in der Regel nicht behandelt werden. Stellt die Ärztin oder der Arzt jedoch eine schwere Überstimulation fest, darf keine Schwangerschaft eingeleitet werden. Die Symptome einer Überstimulation können zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten. So kann es vorkommen, dass die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt eine Überstimulation erst nach der Injektion des Hormons hCG, der sogenannten Reifungsinjektion, feststellt. In diesem Fall können Eibläschen, sogenannte Follikel, durch eine Punktion aus dem Körper entnommen werden. Die Laborphase der IVF- oder ICSI-Behandlung kann dann trotzdem stattfinden. Das heißt, die Eizellen können im Labor befruchtet werden. Die Ärztin oder der Arzt wird die Zellen in diesem Zyklus jedoch nicht einsetzen. Es findet also kein Transfer statt. Mit Ihrem Einverständnis können die Embryonen jedoch eingefroren werden. Nach dem Auftauen und weiteren Zellteilungen können sie später in einem spontanen, nicht stimulierten Zyklus für einen Transfer verwendet werden. Wir empfehlen Ihnen, in dieser Zeit keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben, da eine Schwangerschaft bei drohender OHSS vermieden werden sollte. Bitte verwenden Sie während dieser Zeit ein Kondom.
Was kann ich tun, um die Risiken einer Überstimulation zu vermindern?
Auch wenn zu Beginn der Behandlung nur wenige Anzeichen auf eine drohende OHSS hinweisen, lässt sich das Überstimulationssyndrom trotz aller Kontrollen nicht immer vermeiden. Wir bitten Sie daher, Ihr Gewicht täglich zu kontrollieren und zu notieren. Bei einer Gewichtszunahme von mehr als 1,5 Kilogramm pro Tag informieren Sie uns bitte. Wir werden Sie dann zu einer zusätzlichen Ultraschall- und Blutuntersuchung einladen. Danach werden wir Sie weiter beraten. Bei Verdacht auf Überstimulation nehmen Sie bitte unbedingt Kontakt mit Nij Geertgen auf. Mögliche Anzeichen sind zunehmende Bauchschmerzen, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen in Kombination mit einer schnellen Gewichtszunahme. Nij Geertgen ist 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche unter der deutschen Telefonnummer 0492 36 66 34 erreichbar.
Auf einen Blick: Was ist eine Überstimulation und welche Folgen hat sie?
● Eine schwere Überstimulation ist eine seltene Komplikation der Kinderwunschbehandlung
● Das Überstimulationssyndrom (OHSS) kann in seltenen Fällen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben
● Achten Sie deshalb auf die Symptome des Überstimulationssyndroms: Bauchschmerzen, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, verbunden mit einer schnellen Gewichtszunahme
● Bei einer Überstimulation sollte eine Schwangerschaft verhindert werden
● Wenn sich der Körper nach einigen Monaten regeneriert hat, kann die Kinderwunschbehandlung fortgesetzt werden